Richtige Technik beim instinktiven Bogenschießen

 

Wer sich jetzt eine Anleitung fürs instinktive Bogenschießen erwartet hat, den muss ich leider enttäuschen. Erstens ist das nicht meine Expertise und zweitens gibt es die im Netz und in gedruckter Form zuhauf. Schon nach einer kurzen Suche werdet ihr fündig werden, das Problem ist eher, dass es so viel gibt und dass sich vieles auch widerspricht bzw. viele Trainer ihre Technik für allein selig machend halten. Und schriftlich eine Bewegung beschreiben zu wollen, ist von vornherein zum Scheiterm verurteilt.

 

 

 

Wer als Anfänger schon mal in einem meiner Kurs war und um Ratschläge zur richtigen Technik des Bogenschießens gefragt hat, hat diesen Satz von mir hoffentlich als erstes gehört:

 

 

 

Beim Bogenschießen gibt es kein Richtig oder Falsch!

 

 

 

Ich wiederhole ihn hier nochmal weil es mir so wichtig ist:

 

 

 

Beim Bogenschießen gibt es kein Richtig oder Falsch!

 

 

 

So, das hätten wir geklärt, jetzt sollte ich besser auch erklären was ich damit meine, bevor ich von den Bogenschießblockwarten gesteinigt werde. Wer sind die Bogenschießblockwarte?

 

 

 

Das sind die netten Zeitgenossen (95% männlich), die euch so gerne erklären, wie man denn richtig schießt. Meist ungefragt. Meine persönliche Geheimwaffe gegen die Bogenschießblockwarte ist folgende: Ich nocke meinen Pfeil mit der Leitfeder zum Bogen ein. Jedesmal. Absichtlich.

 

 

 

Wenn ich für jedesmal, wenn mich jemand darauf aufmerksam macht, zehn Euro bekommen würde, wäre ich hauptberuflich Bogenschütze und nicht Bogenbauer, ein Parcoursbesuch pro Wochenende reicht für eine volle Brieftasche. Aus meiner Erfahrung als Holzbogenschütze mit Naturfedern ist es komplett Powidl, ob ich so oder so einnocke. Also nocke ich aus reiner Bosheit verkehrt herum ein. Wahrscheinlich bin ich aber auch ein viel zu schlechter Schütze, um den Unterschied zu merken.....

 

 

 

Das soll nur ein Beispiel für viele zur "richtigen" Technik sein. Dann gibt es da noch den Stand, wie ich den Bogen aufziehe, wie ich ziele, wie lange ich ankere, nachhalte, wie schräg ich den Bogen halte, die Liste ist endlos. Eigentlich erstaunlich für etwas so kurzes wie einen Schuss mit dem Bogen. Macht euch mal den Spaß und schaut, wieviele Bücher es über den richtigen Golfschwung gibt. Auch so eine Bewegung, die im Kern nur zwei Sekunden dauert und über die es so viel zu sagen gibt.

 

 

 

Das Wichtigste um gut zu schießen ist, dass ihr euren Schuss jedesmal genau gleich macht. Natürlich ist eine einfache und klare Technik leichter zu reproduzieren als eine Schießtechnik mit vielen "unnötigen" Bewegungen. Wenn ihr aber auf einem Turnier andere Schützen und Schützinnen beobachtet, werdet ihr eine Vielzahl an verschiedenen Techniken sehen. Und wie streng sich jemand mit seiner Technik an den derzeit gültigen Kanon der guten Technik hält, hat oft nicht viel mit dem Ergebnis zu tun. Eine schöne Technik garantiert also nicht automatisch ein gutes Ergebnis.

 

 

 

Neben Bogenschießen und Bogenbau ist das asiatische Strategiespiel Go eine Leidenschaft von mir. Wenn ihr noch niemals davon gehört habt, könnt ihr es euch so ähnlich wie Schach vorstellen. Nur schöner und kreativer und Gospielen macht euch unweigerlich zu einem besseren Menschen. Jedenfalls hat man in einem Spiel für jeden Zug viel mehr Möglichkeiten als beim Schach, soviele, dass gesagt wird, dass eine Gopartie mehr Varianten hat als es Atome im Universum gibt.

 

 

 

Wenn jetzt ein Profispieler den Zug eines Stümpers wie mir beurteilt (stärkere Gospieler machen das nach einem Spiel selbstverständlich, sie wollen nämlich, dass der andere auch stärker wird, damit das Spiel in Zukunft interessanter wird ( nur eines der vielen Dinge die ich an diesem Spiel liebe ( mein Gospiel ist wie mein Bogenschießen: mit Begeisterung mittelmäßig))), wenn er also einen offensichtlich schlechten Zug kommentiert, würde es ihm niemals einfallen zu sagen: "Dieser Zug war schlecht!". Und das ist nicht nur die typisch asiatische Höflichkeit sondern zeigt die Weisheit meines Gegenübers. Stattdessen sagt er: "Das ist ein interessanter Zug" ...Uhoh.., "Das ist ein ungewöhnlicher Zug" ….Oje... oder "Zeig mir, wie es nach diesem Zug weitergeht,beweise mir, dass das ein guter Zug war" ...kann ich nicht, Lektion gelernt.

 

 

 

Zurück zum Bogenschießen: Beweise mir, dass das deine Schießtechnik eine gute Technik ist.

 

 

 

Wie?

 

 

 

Indem du dort hintriffst, wo du hingezielt hast!

 

 

 

Meiner Meinung nach der einfachste Weg zu einer guten Technik? Schießen, schießen, schießen..

 

 

 

Gerade Anfänger werden gerne mit zu viel Informationen überlastet, wie es denn richtig geht. Was man dabei vergisst, ist die Freude am Tun, man muss ja alles richtig machen. Wieviele von euch erzählen mir in meinen Bogenbaukursen von ihren Abenteuern in der Kindheit mit dem selbstgebauten Haselbogen in der Hand, Habt ihr euch damals Gedanken über die richtige Technik des Bogenscheißens gemacht? Ich glaube nicht.

 

 

 

Seht euch doch auf Youtube Videos von bogenschießenden Natürvölkern in Afrika oder Amerika an. Alle haben aus der Sicht von uns Scheibenschützen (3D-Tiere sind auch nur plastische Scheiben) eine furchtbare Technik und trotzdem spiegelt diese Technik die Weisheit vieler Generationen wider. Verhungert sind sie offensichtlich áufgrund ihrer "schlechten" Schießtechnik auch noch nicht.

 

 

 

Einen Gedanken möchte ich euch auf eurer Reise zu eurer eigenen Scheißtechnik (das war jetzt ein lupenreiner Freudscher Verschreiber, ehrlich) noch mitgeben:

 

Nur der erste Schuß deines Lebens ist wirklich instinktiv.

 

 

 

Was sind deine Gedanken dazu?

 

 

 

Lass es mich wissen.

 

 

 

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